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Weltmeisterschaft in Kuala Lumpur 2007!

Mo., 20. August 2007

Diana, Peter und Michael berichten von den Titelkämpfen!

(M.A) Es war Sonntag, der 12.August 2007, als unser Bus gegen 9 Uhr den Busbahnhof an der Victoriastreet in Singapur Richtung Malaysia verließ. Nach 7 Tagen in der Löwenstadt ging es nun nach Kuala Lumpur. Meist wird die Stadt, die einst aus einer alten Zinnbergbausiedlung entstand und sich gerne mit den Metropolen dieser Welt vergleicht, einfach nur „KL“ genannt. Aushängeschild der Hauptstadt Malaysias sind die 452 Meter hohen Petronas Twin Towers. Als wir am späten Sonntagnachmittag am Puduraya-Busbahnhof in KL ankamen, war die Luft stickig und feucht. Der Verkehr war um diese Uhrzeit nahezu zum Erliegen gekommen. Wir machten uns auf den Weg nach China-Town. Dort war unser Hotel für die nächsten sieben Tage. Am nächsten Morgen ging es dann los und wir fuhren von der Haltestelle Plaza Rakyat Richtung Bukit Jalil.

Wir brauchten ca. 20 Minuten. Das Putra-Stadium, welches für die Commonwealth Games 1998 erbaut wurde, lag nun in Sichtweite. Allerdings trennten uns von dort noch die Treppen des Grauens, so nannte Peter die 45 Stufen nach der ersten Besteigung. Bei fast 40 Grad im Schatten und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit ist das selbst für einen so durchtrainierten Sportler, wie Peter nun mal einer ist, eine echte Herausforderung. Fünf Minuten später standen wir vor der Halle und holten unsere vorbestellten Dauerkarten am Ticketschalter ab. Sitzplatz Mitte, erste Reihe! Die ca. 12000 Zuschauer fassende Halle war an diesem Montagmorgen noch spärlich gefüllt.

1. Runde
Die Dänen kommen!
Kenia in der Weltspitze!

Kaum hatten wir uns hingesetzt, nahm hinter uns eine Gruppe von ca. 40 Personen Platz. Alle mit demselben T-Shirt. Auf diesem war ein Orang Utan zu erkennen, der in der rechten Hand einen Badmintonschläger hielt. Es waren Fans aus Dänemark, die lautstark ihre Spieler anfeuerten. Im Gegensatz zu uns hatten sie am ersten Tag auch ausgiebig was zu feiern.

Auf Feld 1 sorgten zur selben Zeit die Kenianer für Aufsehen. Mit feinster Bratpfannenhaltung versuchten sie ihr Glück. Während der Pause gingen wir zum Mittagessen. Als wir von dort zurückkamen, kam ein japanischer Betreuer auf uns zu und sprach uns an. Im perfekten Deutsch erzählte er uns, dass er drei Jahre lang in Bonn Bad Godesberg (praktisch ein Nachbar) zur Schule gegangen sei. Tja, da sieht man mal wieder, wie klein die Welt eigentlich ist. Jedenfalls sind jetzt die Kontakte nach Tokio geknüpft... 
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2.Runde
Die launische Diva schlug wieder zu!
Eins muss man Taufik Hidayat lassen, kaum ein Spieler polarisiert und provoziert so die Massen wie der exzentrische Indonesier. In der zweiten Runde traf er auf Feld 4 auf den bestens vorbereiteten und klug spielenden
Inder Anrup Sridhar. Die Halle stand Kopf, als es in den dritten Satz ging. Wer bisher noch nicht Richtung Feld 4 umgezogen war, tat es spätestens jetzt. Beim Stand von 18:14 im Dritten schien Taufik das Geschehen im Griff zu haben und konnte es sich sogar leisten, einem weiblichen oder auch männlichen Fan (niemand weiß das so genau) einen Kuss zuzuwerfen. Hätte er geahnt, dass der Inder keineswegs bereit war, sich von nun an als Statist zu betätigen, wäre er wohl konzentrierter geblieben. So schlug Anrup Sridhar erbarmungslos zurück und schickte den Indonesier nach Hause. Im Anschluss an das Spiel bedankte sich Hidayat trotz der Niederlage bei seinen Fans und warf dabei seinen Schläger ins Publikum. Dieser landete ca. 5 Meter neben uns. Eine riesige Menschentraube bildete sich. Als sich der Knäuel aus ein paar Dutzend Armen und Beinen entwirrte, sah man Peter mitten auf der Treppe liegen. Unvorstellbar, die Menschenmassen hatten ihn einfach überrollt.
 
3.Runde
Lee Chong Wei verliert gegen DWI Kuncoro und stürzte Malaysias Badmintonfans in ein tiefes Tal der Tränen! Auch die Weltmeisterin musste die Segel streichen!

Durch seine 11:21 und 9:21 Niederlage gegen den an Nummer 9 gesetzten Sony DWI Kuncoro sorgte Malaysias Goldhoffnung für Entsetzen bei den einheimischen Fans. Vor allem die klare Niederlage irritierte die Malayen. In der Tageszeitung „The Star“ sagte Chong Wei später, dass er Probleme mit dem National-Coach hatte und dem großen Erwartungsdruck nicht standhalten konnte. Malaysias National-Coach Kim Hock wollte dies nicht kommentieren und sah seine Aufgabe jetzt in der Betreuung der restlichen Spieler. Noch zwei Wochen später wurde in den Tageszeitungen darüber berichtet. Man unterstellte Chong Wei sogar eine Verbindung zur Glücksspielmafia.

Auch die Weltmeisterin von 2006, Xie Xiefang, musste überraschend in der 3. Runde die Segel streichen. Gegen die Malayin Wong Choo Mew kassierte sie eine unerwartete und in der Höhe sensationelle Niederlage.

Viertelfinale
Aus für Peter Gade und Xu Huaiwen!
Malaysias zweite Goldhoffnung dahin!

Das Aus für Peter Gade im Viertelfinale war gleichzeitig das Aus für die Dänen. Mit dem sympathischen Gade, der auch in Malaysia eine große Anhängerschaft hat, verließ
Dänemarks und auch Europas letzte Hoffnung die WM. Die große Ära des dänischen Badmintons geht langsam zu Ende. Dies meint zumindest Erland Kops. Der legendäre Däne (gewann 11 All England Titel) sieht für die Zukunft schwarz. Die Sponsoren ziehen sich immer weiter zurück und die Talente, die immer noch vorhanden sind, entscheiden sich für einen finanziell sichereren Weg. 

Wir hatten so gehofft! Nach dem Aus von Xiefang hatten wir Xu schon im Endspiel gesehen. Doch Lu Lan und der Schiedsrichter hatten was dagegen. Beim Stand von 16:14 im Dritten für Lu Lan, machte Xu den Punkt am Netz. 16:15 dachten wir. Lan war zu diesem Zeitpunkt körperlich am Ende. Doch dann hatte der Schiedsrichter „Übergreifen“ gesehen und gab den Punkt an die Chinesin. Danach hatte die Deutsche ihre Nerven nicht mehr im Griff. Sie haderte mit dem Unparteiischen und verlor so die Konzentration und das Spiel. 

Malaysias zweite große Goldhoffnung ging am späten Freitagabend in Rauch auf. Koo Kien Keat und Tan Boon Heong verloren gegen die Japaner Shuichi Sakamoto/Shintaro Ikeda mit 13:21, 21:17 und 23:25. Die Malayen fanden nie zu ihrem gewohnt aggressiven Spiel und ließen es auch zuweilen an der Einstellung fehlen. Doppeltrainer Rexy Mainaky war später sichtlich enttäuscht. Er sagte, dass man sich auch auf eine Sache konzentrieren muss, bei der man kein Geld verdienen könne. Schließlich sei es eine Ehre, für sein Land zu spielen.

Halbfinale
Widianto/Nastir wieder im Finale!
Zhang Ning verliert gegen Chen Wang!

Die Weltmeister von 2005 im Mixed, Widianto/Nastir, stehen erneut im Finale. Gegen die Chinesen Xie/Zhang gab es einen knappen 21:15, 15:21 und 22:20 Erfolg. Nach Xiefang musste auch Zhang Ning die Heimreise antreten. Sie unterlag der Hongkong-Chinesin Chen Wang klar in zwei Sätzen.

Finaltag
Lin Dan erneut Weltmeister!
Endspiele hielten nicht, was sie versprachen!

Der Sonntag begann mit dem Mixed. Dort standen sich die Weltmeister von 2005,
Widianto/Nastir, und die Chinesen Gao/Bo gegenüber. Wie schon am Vortag so hatte man auch hier das Gefühl, dass Goa Ling verletzt war. Sie konnte im gesamten Spiel nicht ihre gewohnte Spielstärke zeigen, so dass die Indonesier verdient Weltmeister wurden. Über das Dameneinzel schweigt man am besten. Zhu Lin (China) spielte gegen Wang Chen (Hongkong, China). Man hatte vom Einspielen an den Eindruck, dass die Hongkong-Chinesin nicht Weltmeisterin werden durfte. Im Herreneinzel gewann Lin Dan verdient seinen zweiten Titel in Folge. Lediglich im zweiten Satz vermochte Kuncoro, den Chinesen in Schwierigkeiten zu bringen. Das DD war mal wieder eine Angelegenheit der Spielerinnen aus dem Reich der Mitte. Zhang/Yang gewannen gegen Gao/Huang den Titel. Im HD wurden die Indonesier Kido/Setiawan neue Weltmeister.

Zum Abschluss müssen wir noch ein paar Worte über die deutschen Spielerinnen und Spieler verlieren. Außer Xu, die ja wie erwähnt bis ins Viertelfinale vorgestoßen war, konnte keiner so recht überzeugen. Zwar gab es ab und an ein paar schöne Ballwechsel zu bestaunen, doch der Weg in die Weltspitze ist noch sehr weit. Ein wenig überrascht waren wir davon, dass unsere Spieler anscheinend nicht richtig fit waren. Meist war nach dem 1. Satz Schluss und man musste dem hohen Tempo der Gegner Tribut zollen. Dies ist natürlich nur ein rein subjektiver Eindruck.

Damit gingen auch die Weltmeisterschaften zu Ende. Nach sieben Tage „KL“ und Badminton pur brauchten wir erstmal eine ausgiebige Erholung. Also auf zum Strand nach Penang……..

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